Auch die Memoiren (frz. mémoires: Erinnerungen, Denkwürdigkeiten) gehören zu den autobiografischen Texten. Hier liegt die Gewichtung weniger auf der eigenen Person, sondern stärker auf den äußeren Ereignissen, die ein Leben geprägt haben. Der Autor der Memoiren ist Zeitzeuge einer Epoche und Hauptfigur zugleich. Memoiren berichten von Ereignissen, die für eine breite Öffentlichkeit interessant sind. Sie werden häufig von Personen verfasst, die eine zentrale Rolle im politischen, kulturellen oder geistesgeschichtlichen Leben spielen. Berühmte Memoirenschreiber waren zum Beispiel Karl August Varnhagen von Ense (9 Bde. 1837-1859; daneben 14 Bde. Tagebücher) und Otto von Bismarck (1898) mit seinen „Gedanken und Erinnerungen“ eines Reichskanzlers. Sir Winston Churchill erhielt für seine Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg 1953 sogar den Nobelpreis für Literatur.
Neben den Memoiren von Politikern spielen im 20. Jahrhundert die Erinnerungen von Künstlern, Intellektuellen und anderen Figuren des öffentlichen Lebens eine große Rolle. „Mein wichtigstes Werk ist mein Leben“, sagte Simone de Beauvoir, die als „Grande Dame der Memoiren“ im 20. Jahrhundert gilt. Neben Romanen, Novellen und Essays verfasste sie ein umfangreiches autobiografisches Werk, das sich über mehrere Bände erstreckte. Dazu gehören "Eine Tochter aus gutem Hause" (1958), "In den besten Jahren" (1960), "Der Lauf der Dinge" (1963),"Ein sanfter Tod" (1964) und "Alles in allem" (1972).
Stilistisch unterscheiden sich Memoiren von der klassischen Autobiografie durch einen eher plaudernden Tonfall. Die Form der Memoiren bietet auch der Anekdote Raum.