Fast täglich erscheinen neue Biografien. Weit mehr als 10.000 Biografien sind es jährlich, die Verlage weltweit auf den Markt werfen. Autobiografische Romane gehören ebenso dazu wie Memoiren und Lebenserinnerungen von Prominenten und Politikern. Wer schreibt, bleibt. Wer aber schreibt eigentlich all diese Bücher? Eher selten setzen sich Prominente selbst an den PC, um ihre Lebensgeschichte für die Mit- und Nachwelt zu verfassen. Es fehlt an Zeit und häufig auch an schriftstellerischem Talent. Meist werden Ghostwriter engagiert, deren Beruf es ist, im Namen anderer Personen Autobiografien zu verfassen.
Doch nicht nur Politiker, Sportler und Stars aus dem Showgeschäft lassen schreiben – auch immer mehr Privatpersonen möchten ihre Lebenserinnerungen für Kinder, Enkel und Urenkel bewahren. Viele wagen sich selbst ans Werk. Andere lassen lieber schreiben. Auch für das Schreiben von Privat-Autobiografien finden sich mittlerweile viele Dienstleister im www. Ob die Nachfrage entsprechend mitzieht, sei dahingestellt. Doch der Bedarf und das Interesse scheinen zu wachsen. 2.330.000 (zweimillionendreihundertdreißigtausend!) Einträge findet man im Jahr 2011 bei Google zum Stichwort „Biografie schreiben“ und 368.000 Einträge, wenn man „Biografie schreiben Dienstleistung“ eingibt. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 waren es „nur“ 71.000 Einträge, die Google unter dem Stichwort „Biografie schreiben Dienstleistung“ anzeigte.
Der Biograph – ehemals mit ph – ist ein altehrwürdiger Beruf. Seit als erster antiker Biograph im vierten vorchristlichen Jahrhundert der griechische Schriftsteller und Philosoph Xenophon in die Geschichtsbücher einging, hat die Welt viele berühmte Biografen gesehen. Nicht nur Goethe hatte seinen Eckermann, der ihm Privatbiograf, Sekretär und Vertrauter war. Ein Portrait des berühmten Johann Peter Eckermann finden Sie auf der lesenswerten Website http://home.arcor.de/j.p.eckermann/goethe.htm. Hier wird auch die besondere Beziehung Goethes zu seinem Biografen deutlich:
„Beide Männer sahen einen Gewinn in der Bekanntschaft des andern, sodass Eckermann den Umgang wiederholt als "liebevoll" charakterisierte (Unterhaltungen des ersten Bandes "Gespräche mit Goethe" aus dem Jahre 1823). Goethe hatte sofort erkannt, dass er in dem jungen, ihm so sehr geneigten Dichter die richtige Person gefunden hatte, mit deren Hilfe er sein Gesamtwerk würde ordnen können (s. z.B. die Gespräche vom 10., 11. und 19. Juni 1823 sowie vom 15. September 1823). Eckermann wiederum empfand für sein großes Vorbild tiefe Zuneigung und Ehrfurcht sowie grenzenlose Bewunderung. Ein paar Jahre später erhoffte er sich von seiner exzeptionellen Stellung darüber hinaus sogar persönlichen Ruhm: »Die Gespräche mit Goethe »[machen] das Glück meines Lebens [...] und [werden] meinen Namen über ganz Europa mit Ehren verbreiten [...].« (Eckermann in einem Brief an seine Verlobte Johanna Bertram vom 3. März 1826).“
(Quelle: zitiert nach http://home.arcor.de/j.p.eckermann/goethe.htm)